Bergleute, Landwirt und Maschinisten gewählt

WALBECK In diesem Jahr stehen wieder Kommunalwahlen an. Auch vor 100 Jahren wurden neue Gemeindevertretungen gewählt. Vom Ergebnis berichtete der Weferlinger Anzeiger Mitte Mai aus Walbeck. Dort wurden als Gemeindevertreter Landwirt Dettmer, Schuhmachermeister Krebs, Maschinensteiger Eichelmann, Maschinist Brandt, Bergzimmermann Tennstedt, Maschinist Hinz, Arbeiter Kutz, Vorarbeiter Schwarzer, Markenkontrolleur Schütte, Bergmann Lauenroth und Bergmann Wienecke gewählt.

Zu nasse Äcker und viel weniger Wild

OEBISFELDE Das Jahr 1924 war offensichtlich sehr nass und kein gutes Jahr für die Landwirtschaft.  Aus dem Drömling berichtete der Weferlinger Anzeiger Mitte November 1924. Infolge des hohen Wasserstandes in den Drömlingsgräben ist man hier allenthalben mit der Herbstbestellung zurück, war zu lesen. „Vielfach konnte man den Acker nicht umpflügen und ist so gezwungen, Sommergetreide zu säen. Auch im Frühjahr war die Bestellung nicht rechtzeitig möglich und so musste man noch Ende Mai und Anfang Juni Kartoffeln pflanzen.“ Dass dadurch die Ernte vielfach schlecht ausfallen musste, ließ sich nicht vermeiden, schlussfolgerte das Blatt und schrieb weiter: „Dazu faulen die Kartoffeln wie selten in einem Jahre vorher. Überall hat man die Mieten öffnen müssen und verlesen, damit nicht die gesunden Kartoffeln angesteckt werden.“

Gleichzeitig zog der Anzeiger auch eine Jagd-Bilanz. Die Jagd im Drömling falle fast überall schlecht aus, wie gar nicht anders zu erwarten war, fasste die Zeitung zusammen und schrieb konkreter: „Hasen gibt es vielleicht ein Viertel von denen im Vorjahr. Auch Hühner gab es sehr wenig, vielfach fand man Ketten von 6 – 8 Stück aus nur alten Hühnern. Die Bruten sind vielfach im Wasser verdorben.“ Auch die Entenjagd lasse von Jahr zu Jahr nach. Das Birkwild habe sich in einzelne noch dichte Wälder zurückgezogen und der Bestand an Fasanen sei durch zu starkes Abschießen dezimiert.

Große Ausstellung zum Handarbeitsunterricht

WEFERLINGEN Vor einem Jahrhundert gehörte der Handarbeitsunterricht zum Schulalltag. In Weferlingen konnten sich interessierte Eltern und weitere Einwohner selbst ein Bild davon machen, was die Kinder dabei in der Schule lernen. Der Weferlinger Anzeiger berichtete Anfang April 1924 darüber, dass eine Ausstellung von Handarbeiten der Mädchen der hiesigen Schulen im Neuen Schloss alle Erwartungen übertroffen hätte. Arbeiten von der einfachsten bis zur schwierigsten Ausführung habe es in dieser Ausstellung zu sehen gegeben: „Sie geben Zeugnis davon, dass die Kinder einen sehr guten Handarbeitsunterricht erhalten.“ Man müsse aber auch den Fleiß

Neuer Bürgermeister in Oebisfelde eingesetzt

OEBISFELDE In diesem Monat hat ein neuer Bürgermeister in der Einheitsgemeinde Stadt Oebisfelde-Weferlingen sein Amt angetreten. Auch vor einem Jahrhundert bekam Oebisfelde einen neuen Bürgermeister. Das war allerdings vorerst ein kommissarischer Bürgermeister, der auch nur für die damalige Stadt Oebisfelde-Kaltendorf zuständig war. Nach dem Zusammenschluss der Stadt Oebisfelde und der Gemeinde Kaltendorf im April 1918 zu Oebisfelde-Kaltendorf kam 1923 noch der Gutsbezirk Oebisfelde hinzu. 4629  Einwohner hatte Oebisfelde-Kaltendorf 1925 laut Wikipedia. 1938 wurde der Namen wieder in Oebisfelde geändert.

Von 1924 bis 1936 war Karl Klapproth Bürgermeister in der Stadt. Der Weferlinger Anzeiger berichtete zum 25. Februar 1924: „Der von der Regierung in Magdeburg für unsere Stadt als kommissarischer Bürgermeister in Aussicht genommene Regierungs-Referendar Klapproth ist dem hiesigen Magistrat genehm gewesen und hat infolgedessen heute sein Amt angetreten.“ Zu genaueren Umständen wurde leider nicht informiert.

Am 21. Oktober 1924 schrieb die Zeitung dann über die Bürgermeisterwahl in Oebisfelde. In der Stadtverordneten-Sitzung wurde der kommissarische Bürgermeister der Stadt Klapproth mit 9 gegen 7 Stimmen gewählt, hieß es und: „Herr Klapproth steht im 32. Lebensjahr.“

Dass die Wahl des Bürgermeisters Klapproth auf die gesetzliche Amtsdauer von 12 Jahren vom Regierungspräsidenten in Magdeburg bestätigt worden ist, war schließlich am 6. November 1924 zu lesen.

Tafeldeckkurs und Anstandslehre für Frauen

WEFERLINGEN Wo man vor 100 Jahren den Platz der Frauen sah, macht eine Ankündigung im Weferlinger Anzeiger vom November 1924 deutlich. Damals hieß es, im Hotel „Deutscher Kaiser“  nachmittags 3 Uhr und abends 8 Uhr finde ein „hochinteressanter gründlich bildender Tafeldeck- und Servierkursus, verbunden mit Anstandslehre und vornehmer Gastlichkeit für Frauen und Töchter“ statt. Dieser Kursus werde nur einmal durchgeführt, eine Wiederholung sei ausgeschlossen, hieß es, vielleicht hat das noch mehr Frauen zu gutem Benehmen geführt…

Bettwärmer soll für warme Füße sorgen

WEFERLINGEN  Wer heute friert, dreht die Heizung auf oder nimmt sich die elektrische Heizdecke. Vor einem Jahrhundert war das nicht ganz so einfach. Doch es gab auch solche Empfehlungen, wie Ende November 1924 im Weferlinger Anzeiger zu lesen. Inseriert wurde „für einen halben Pfennig durch Bettwärmer ,Garmophor‘ stundenlang ein warmes Bett und warme Füße. Zu beziehen durch die Landelektrizität G.m.b.H. Überlandwerk Weferlingen.“

Pflanzkartoffeln in Ribbensdorf gestohlen, Puten, Enten und Gänse sehr gefragt

RIBBENSDORF Diebe waren vor 100 Jahren auch in Ribbensdorf unterwegs. Der Weferlinger Anzeiger berichtete im Mai 1924, dass dem Landwirt Böker sechs Zentner und dem Landwirt Schöndube neun Zentner Pflanzkartoffeln gestohlen wurden.

 

WEFERLINGEN/DÖHREN Von „zweibeinigen Geflügelmardern“, die in der Gegend ihr Unwesen treiben, berichtete der Weferlinger Anzeiger vor 100 Jahren. Nachdem beim Landwirt Moebius in einer Nacht 5 Putern und 13 Enten die Köpfe abgeschnitten wurden, wurden in der Nacht danach in Döhren dem Landwirt Görling alle Gänse und Enten gestohlen, hieß es am 21. Dezember 1924. Die Weihnachtsbraten haben sicher gute Abnehmer gefunden.

Enttäuschung bei Dieben über Apfelsekt

OEBISFELDE Einem hiesigen Wein- und Spirituosen-Großhändler sind zwei Kisten mit Sekt (100 Flaschen) aus dem Lagerkeller gestohlen worden, berichtete der Weferlinger Anzeiger am 27. Januar 1924. Aber die Zeitung schrieb weiter: „Jedenfalls werden die Diebe doch etwas enttäuscht gewesen sein, da die Beute nicht in Trauben- sondern ,nur‘ in Apfelsekt bestanden haben soll.“

Lichtstadt Weferlingen lag im Dunkeln

„Lichtstadt könnte man Weferlingen nennen, weil hier der Sitz einer Überlandzentrale ist, an die nicht weniger als 260 Ortschaften angeschlossen sind“, schrieb der Weferlinger Anzeiger im Februar 1924. Die hier abends ankommenden Fremden würden aber nicht den Eindruck gewinnen, dass von hier aus so viel Licht verbreitet wird, mutmaßt das Blatt und schreibt: „Schon mancher von ihnen hat beim Durchschreiten unseres Ortes einen Zusammenstoß erlebt.“ Unlängst sei ein Reisender sogar in die Aller gelaufen. Aber auch den Hiesigen sei schon manches Unheil in der Finsternis der Straßen zugestoßen. Und die Zeitung schlussfolgert: „Dass die Diebe Freunde der Finsternis sind, ist ja bekannt. Auch bei den letzten Einbrüchen hatten sie sich eine rabenschwarze Nacht ausgesucht. Wir wissen, dass die Gemeinden alle am Mangel an Überfluss von Geld leiden, aber ein wenig Straßenbeleuchtung gehört nun einmal zu den Notwendigkeiten einer Gemeinde. Vielleicht kann das Überlandwerk seine Lichtstrom-Preise bald wieder dem Friedenssatz näher bringen, damit es der Gemeinde leichter wird, ihr Licht leuchten zu lassen.“

Drei Tage Gefängnis für zwei Taschentücher

Heute sind Papiertaschentücher überaus gebräuchlich. Welchen Wert Stofftaschentücher vor einem Jahrhundert hatten, macht eine Veröffentlichung aus einer öffentlichen Sitzung des Amtsgerichts Weferlingen im August 1924 deutlich. Berichtet wurde, dass das Dienstmädchen Anna M., inzwischen in Oebisfelde wohnhaft, angeklagt war, „Ende April 1924 in Weferlingen zwei weiße Taschentücher, der Margarete Kegeler gehörig, weggenommen zu haben, während sie dort in Diensten stand.“ Das Urteil lautete auf drei Tage Gefängnis neben den Kosten.