Kirchenacker am Höhberg wurde Bauland für Arbeiter
Vor einem Jahrhundert, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, herrschte in Deutschland große Wohnungsnot. Freiwerdende Wohnungen durften deshalb nicht einfach privat vergeben werden. In Weferlingen wurde Mitte 1919 ein Mieteinigungsamt gebildet, das „für die Behebung der Wohnungsnot tätig sein“ soll. In Bericht von der Gemeindevertretersitzung Anfang Juli 1919 hieß es im Weferlinger Anzeiger dazu: „Als Maßnahmen gegen die Wohnungsnot hat man im Auge: die Erbauung von Kriegerheimstätten auf dem Gelände hinter der katholischen Kirche am Hagholz (Volksstimme berichtete bereits darüber), die Erschließung des Riesenfeldes zu Bauland. Auch soll an die Kirchenbehörde herangetreten werden zwecks Abgabe von Bauland hinter der Mostrichfabrik.“
In der evangelischen Kirchengemeinde gab es dafür wohl Verständnis, denn der Anzeiger schrieb am 20. September 1919, dass in einer Sitzung der kirchlichen Körperschaften beschlossen wurde, „einen Teil des Kirchenackers auf dem Höhberge als Bauland für Arbeiterwohnungen abzugeben. Es wurden zwei von einem Fachmanne angefertigte Pläne geprüft. Nach denselben würde das betreffende Grundstück in zehn gleich große Bauplätze (jeder Platz 1065 Quadratmeter) zu parzellieren sein. Die Häuser sind teils als einfache, teils als Doppelbauten gedacht. Zur richtigen Erschließung des Grundstücks müsste eine Straße angelegt werden.“ Auf der einen Skizze, so hieß es, „durchschneidet die Straße das Bauland in der Mitte, so dass die Häuser zu beiden Seiten liegen würden, auf der andern läuft sie an der südlichen Seite, am Grundstück des Herrn Fabrikanten Römer entlang.“ Rückblickend fiel die Entscheidung für die erste Variante. Die beiden Skizzen und außerdem noch eine Gesamtansicht wurden damals im Schaufenster des Verlags Friedrich Rath ausgelegt. Auskunft gaben die Mitglieder des Gemeindekirchenrats. Der Quadratmeter Bauland sollte mit 75 Pfennig berechnet werden. „Ausdrücklich sei bemerkt, dass die Bauplätze nur für Arbeiterwohnungen abgegeben werden sollen, und zwar immer nur einzelne Baustellen“, berichtete der Anzeiger.
Auch dieser Straßenzug wurde im Zusammenhang mit dem fast parallel verlaufenden Steinweg nach der Wende noch weiter bebaut.