Geschichte und Geschichten rund um die Markgrafenfamilie an der Aller Teil1

Drei Weferlinger herrschten in Bayreuth

Von Marita Bullmann

Das Leben der Markgrafenfamilie von Kulmbach-Bayreuth in Weferlingen ist eng mit dem Bau der St.-Lamberti-Kirche verbunden. Der älteste Sohn der Familie legte 1713 den Grundstein.

Die Gerüste sind längst abgebaut, die Hüllen am Mausoleum des Markgrafen Friedrich Christian von Kulmbach-Bayreuth gefallen. Nur ein paar Restarbeiten stehen nach der umfangreichen Sanierung, die dank Förderung aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) zur Verbesserung der Präsentation und nachhaltigen Nutzung des kulturellen Erbes im Land Sachsen-Anhalt möglich wurden, noch aus.

Als sich Friedrich Christian (1708 – 1769) das Mausoleum erbauen ließ, war auch die Kirche ein neuer Bau, allerdings teilweise mit Steinen der alten Kirche erbaut. Um den Kirchenneubau hatte sich sein ältester Bruder Georg Friedrich Karl (1688 – 1735) verdient gemacht, schrieb D. Heinrich Nebelsieck in einem Beitrag im Heimatkalender für das Allertal 1923. Georg Friedrich Karl hatte im Frühjahr 1708 nach dem Tod seines Vaters das Amt in Weferlingen übernommen. Wegen großer Baufälligkeit des alten Gotteshauses sei ein Neubau erforderlich gewesen.

Den Grundstein für die St.-Lamberti-Kirche legte Georg Friedrich Karl in Gegenwart seines Bruders Albrecht Wolfgang am 29. März 1713, so der Chronist. „Die Einweihung fand am 23. Juni 1720 statt“, berichtete Nebelsieck in der Chronik „Aus der Geschichte des ehemaligen Amtes Weferlingen“. Das Innere sei damals allerdings noch nicht fertig ausgebaut gewesen. „Die Weferlinger brachten anerkennenswerte Opfer für den Bau, besonders aber förderte ihn der Markgraf von Bayreuth mit rühmenswertem Eifer. Auf seine Fürbitte hin gingen auch Beiträge von anderen fürstlichen Personen ein“, schrieb Nebelsieck. Er habe auch beim Anfahren der im Riesen gebrochenen Steine mit seinen Gespannen geholfen. Vollendet sei der Bau erst 1728 gewesen.

Georg Friedrich Karl vermählte sich 1709 mit der Prinzessin Dorothea von Holstein und lebte mit ihr in Weferlingen. Ihre fünf Kinder sind hier geboren, und zwar Sophia Christiane Luise 1710, Friedrich 1711, Wilhelm Ernst 1712, Sophia Charlotte Albertine 1713 und Sophia Wilhelmina 1714. Die Ehe wurde einige Jahre später geschieden. Die Familie lebte bis 1716 teilweise noch in Weferlingen, zog dann aber zurück nach Franken.

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Heiko Kloß, der Vorsitzende des Bürgervereins, verkörpert mit seiner Frau Nicole und Tochter Alexa den Markgrafen Friedrich mit seiner Frau Wilhelmine und Tochter Elisabeth Friederike Sophie.

1726 übernahm Georg Friedrich Karl die Herrschaft im fränkischen Kulmbach-Bayreuth, denn er hatte das an Brandenburg abgetretene Erbrecht in langjährigem Prozess zurück bekommen. Während seiner Regierungszeit in Franken hat er sich bemüht, die Schulden abzubauen, die seine Vorgänger hinterlassen haben. Sein Sohn Friedrich (1711 – 1763) übernahm 1735 die Regierung in Kulmbach-Bayreuth. Er hatte 1731 die brandenburgische Königstochter Sophie Wilhelmine, die Lieblingsschwester von Friedrich II. geheiratet. Friedrich und Wilhelmine haben Bayreuth viel Glanz verliehen, haben dabei auch weit über ihre finanziellen Möglichkeiten gelebt. Wilhelmine ließ unter anderem ein Opernhaus erbauen und ein Naturtheater schaffen. Künstler und Gelehrte lebten in Bayreth.

Der Markgraf Friedrich starb 1763. Nach ihm musste Friedrich Christian die Herrschaft übernehmen, obwohl er nie Markgraf werden wollte und auch schon in höherem Alter war. Während seiner Regentschaft ließ er sich das Mausoleum in seinem Geburtsort Weferlingen erbauen und begründete die Markgräflich Kulmbach-Bayreuthsche Stiftung. Friedrich Christian starb 1769, wurde aber nicht in Weferlingen, sondern in der Familiengrabstätte Himmelkron in Franken beigesetzt.

Der Bürgerverein Weferlingen hatte sich nicht nur seit Jahren um die Sanierung des Mausoleums bemüht, sondern hatte es sich auch zur Aufgabe gemacht, die markgräfliche Familie wieder aufleben zu lassen. Die Rolle des ältesten Bruders Georg Friedrich Karl hatte der langjährige Vereinsvorsitzende Gerald Wolters übernommen, diese Rolle ist seit einigen Jahren aber unbesetzt. Wer diesen Part übernehmen möchte, ist willkommen. Seinen Sohn Friedrich von Kulmbach-Bayreuth und seine Frau Wilhelmine verkörpern der jetzige Vereinsvorsitzende Heiko Kloß und seine Frau Nicole. Ihre Tochter Alexa ist manchmal als Friedrichs und Wilhelmines Tochter Elisabeth Friederike Sophie dabei.

Quelle: Volksstimme