Er ist Osterhase oder Weihnachtsmann, Butler oder Hofnarr, Dr. Frühlingslust oder der Kollege vom TÜV, Hausmeister oder Amtsschimmel oder auch Gerda Petrowska – mehr als 20 Kostüme hängen bei Klaus Banse im Schrank. Klaus Banse ist Moderator und Animateur. Zum 1. Dezember 2019 hat er sich selbständig gemacht. Drei Monate später kam Corona. Noch ein 40. Geburtstag und dann am 8. März eine Frauentagsveranstaltung in Magdeburg, dann war es vorbei mit Festen und Feiern. Und dabei blieb es.
Mit Auftritten bei großen oder kleinen Festen landesweit, Familienfeiern, bei verschiedenen Anlässen in Möbel- oder Kaufhäusern oder anderen Einrichtungen war 2020 und 2021 nicht viel los. Dabei hatte er sich in den Jahren zuvor in diesem Metier schon gut etabliert.
Den Schritt in die Selbständigkeit hatte Klaus Banse gut überlegt. Als er sich 2019 beruflich neu orientieren musste, rieten ihm Freunde, doch sein Hobby zum Beruf zu machen. Ein paar Monate dachte er darüber nach, ließ sich beraten, nahm dann all seinen Mut zusammen und entschied sich dafür. „Ich brauche Menschen um mich, Arbeit am Schreibtisch ist nichts für mich“, versichert der 61-Jährige. Mit Corona konnte schließlich niemand rechnen.
„Jetzt halte ich mich vor allem mit Hilfsarbeiten über Wasser“, sagt er. „In meinem Gewerbeschein stehen zum Glück auch Dienstleistungen.“ Mal eine Hecke schneiden, ein Grundstück beräumen, eine Wand streichen, davon muss er leben. Nur einmal hat er eine kleine finanzielle Unterstützung bekommen. Doch Klaus Banse bleibt optimistisch.
Den Mai-Tanz in Weferlingen hat er noch nicht ganz aufgegeben. Vielleicht kann er den Abend doch noch kurzfristig organisieren, denn Klaus Banse versucht sich inzwischen auch als Veranstalter – mit Erfolg. Das Oktoberfest, das er 2021 zum ersten Mal als Selbständiger im Haus der Generationen und Vereine auf die Beine gestellt hat, ist gut gelaufen. Die Silvesterfete, die folgen sollte, fiel dann allerdings Corona zum Opfer.
Eigentlich habe alles an seinem 28. Geburtstag begonnen, erinnert sich der Wahl-Weferlinger. In geselliger Runde habe ihn seine damalige Nachbarin überredet, doch mal zum Tanz- und Folkloreverein Schönebeck mitzukommen. Und so tanzte er künftig mit, trainierte Folklore- und Showtänze, stand auf vielen Bühnen, denn es machte ihm Spaß. 1999 trat der Verein auch auf der Buga in Magdeburg auf. Doch wie der Auftritt an dem Tag angesagt wurde, gefiel ihm nicht sonderlich. „Dann probiere es doch selbst“, forderten ihn die Tänzerinnen und Tänzer im Verein auf. Klaus Banse probierte und steht seitdem bei vielen regionalen Festen als Moderator auf der Bühne.
Schon 2000 beim Sachsen-Anhalt-Tag in Bitterfeld war er dabei, dann 2001 in Haldensleben. Bei jedem Landesfest präsentiert er seitdem bunte Programme. „Auch für Stendal in diesem Jahr hatte ich schon die Zusage, aber das ist ja nun abgesagt“, bedauert er. Beim Altstadtfest in Haldensleben hat er bereits 18 Mal als Moderator mitgewirkt. Er hofft, dass er auch dort wieder dabei ist, wenn endlich das nächste Fest stattfinden kann.
Und er hofft auf Auftritte, bei denen er in eine Rolle schlüpfen kann. Irgendwann hatte ihn ein Bekannter gefragt, ob er nicht für seine Eltern irgendwas zu einem Familienfest machen könnte. Da hatte er sich schon mit Bühnenmoderationen die ersten Sporen verdient. Klaus Banse konnte, er stieg in Frauenkleider und erfand Gerda Petrowska. Danach fragte immer mal wieder jemand nach Unterhaltung zu einem Geburtstag, einer Silberhochzeit oder anderen Gelegenheiten und Klaus Banse dachte sich immer neue Figuren aus. Mehr als 20 sind es inzwischen. Auch aus dem Fundus eines Berliner Theaters hat er sich Kostüme geholt.
Gern zieht er den Frack an und fungiert als Butler. Bei Hochzeiten ist das zum Beispiel gefragt. Er steht dem Brautpaar beim Empfang der Gäste zur Seite, nimmt die Geschenke ab und kümmert sich während der Feier um die kleinen Wünsche oder Sorgen der Gäste bis zum Taschentuch oder Pflaster. Leider kam er 2020 nur bei zwei Hochzeiten zum Einsatz, im vergangenen Jahr sogar nur bei einer.
Im Frack haben ihn viele Weferlinger auch schon bei verschiedenen Gelegenheiten erlebt, und zwar ehrenamtlich. Im Weferlinger Vereinsleben packt der 61-Jährige überall mit an, hat auch gerade erst mitgeholfen, als die Weihnachtssterne auf den Straßen wieder abgebaut wurden, ist beim Tag des offenen Denkmals dabei, beim Markgrafenfest, beim Fasching und zu anderen Anlässen. Dabei wohnt er noch gar nicht lange im Flecken.
2016 hat es ihn nach Weferlingen verschlagen. Etliche Jahre zuvor hatte er Biker aus dem Flecken kennengelernt und sich mit ihnen angefreundet. Als er dann eine neue Wohnung suchte, hieß es gleich: „Dann komm doch nach Weferlingen, wir suchen dir eine Wohnung.“ Diesen Schritt hat er nicht bereut. Er fühlt sich hier wohl, ist gut integriert.
Das Tanzen hat er übrigens aufgegeben. Kostüme einer Karibik-Show – für Lambada und Samba – hängen allerdings noch im Schrank. Aber die Tanzpartnerin fehlt.
Quelle: Volksstimme/ M.B.