Von Bayreuth über Weferlingen nach Carolinensiel

Neue Folge der Serie: Geschichte und Geschichten rund um die Markgrafenfamilie an der Aller

Ein Stadtteil der ostfriesischen Kreisstadt Wittmund ist nach einer in Weferlingen geborenen preußischen Prinzessin aus dem Hause Brandenburg-Kulmbach benannt, bei Aurich gibt es einen Park, der den Namen einer andereren Weferlinger Prinzessin trägt. Die markgräfliche Familie aus Franken hinterließ überall Spuren.

Vor 300 Jahren wurde die evangelische Kirche in Weferlingen eingeweiht. Fertig war sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht, doch sie konnte genutzt werden. Viele Mitglieder der markgräflichen Familie, die von 1706 bis 1716 hier lebte, trugen mit Sorge dafür, dass der Bau des Gotteshauses vorankam. Ein paar Jahrzehnte später wurde auch das Mausoleum des Markgrafen Friedrich Christian von Kulmbach-Bayreuth an der Südseite gebaut, das im vergangenen Jahr saniert wurde. Zwei Gründe, in diesem Jahr ein Fest zu feiern. Das hatten sich jedenfalls die Kirchengemeinde und der Bürgerverein für den 4. Juli vorgenommen.

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Vor einem Jahr beim Markgrafenfest in Weferlingen in Aktion: Antje Almus-Walther (v.l.) als Sophia Karolina von Brandenburg-Kulmbach, Christian Germer als Albrecht Wolfgang von Brandenburg-Kulmbach, Heike Bernstorff als Albertine Juliane von Wolfstein, Heiko Kloß als Friedrich von Kulmbach-Bayreuth, Maja und Chris Walther als Kinder der markgräflichen Familie, Lutz Otto Westphal als Friedrich Christian von Kulmbach-Bayreuth und die Weferlinger Kirschkönigin Judy Nordt.

Angesichts der Corona-Pandemie kann daraus leider nichts werden, doch zumindest mit einer Andacht soll an die Einweihung der Kirche 1720 erinnert werden. Das Fest wird auf das nächste Jahr verschoben. Und damit auch eine ideenreiche Theateraufführung. Antje Almus-Walther hat dazu das Stück über das Leben des Markgrafen Friedrich Christian, das Petra Schiemann 2008 zum 300. Geburtstag des Markgrafen geschrieben hatte, neu bearbeitet. Damals haben Kinder das Stück gespielt. Jetzt sind Erwachsene die Akteure. Doch es sind auch Kinder dabei, sogar die Chöre der Grundschule und des Gymnasiums wirken mit, freut sich die Initiatorin. Antje Almus-Walther führt Regie und führt als Moderatorin durch das Stück.

Mit der Markgrafenfamilie ist sie gut vertraut, denn seit sechs Jahren spielt sie Sophia Karolina von Brandenburg-Kulmbach. Der Bürgerverein hatte zum 300. Geburtstag von Friedrich Christian die Familie wiederbelebt. Seitdem ist sie bei Festen in Weferlingen und der Umgebung dabei. Antje Almus-Walther hat die Rolle der in Weferlingen geborenen preußischen Prinzessin Sophia Karolina (1707 – 1764) übernommen. Sophia Karolina kam hier zur Welt – nur ein Jahr nachdem die Familie von Franken nach Weferlingen gezogen war. Ihr Vater starb ein Jahr später kurz vor der Geburt von Friedrich Christian (1708 -1769).

Sophia Karolina lebte nach dem Tod des Vaters erst mit ihrer Mutter, ihrer Tante und einigen ihrer Geschwister noch im Neuen Schloss, das als Witwensitz für ihre Mutter erbaut wurde. Später wurde sie wie ihre ältere Schwester Sophia Magdalena, die den dänische Kronprinzen heiratete, bei ihrer Tante, der Kurfürstin Christiane Eberhardine von Sachsen, in Pretzsch erzogen. Die Kurfürstin hat hier die Hochzeit mit dem 17 Jahre älteren verwitweten Fürsten Georg Albrecht von Ostfriesland vermittelt. Der Fürst suchte, nur ein halbes Jahr nach dem Tod seiner ersten Frau, mit dieser Hochzeit eine Verbindung mit mächtigen und einflussreichen Familien zu sichern. So wurde er nicht nur mit August, dem Starken, dem Kurfürsten von Sachsen und König von Polen, sondern auch mit Christian VI., dem Kronprinzen und späteren König von Dänemark, verwandt.

Sophia Karolina, die bei ihrer Heirat noch keine 17 Jahre alt war, soll wegen ihresliebenswürdigen Charakters und ihrer Frömmigkeit sehr beliebt gewesen sein. Sie schrieb auch geistliche Gedichte, die sogar in Büchern veröffentlicht wurden. Ihre kinderlose Ehe lief dennoch nicht sehr gut. In den letzten Ehejahren verschlechterte sich der Gesundheitszustand des Fürsten zunehmend. Er starb 1734.

Sophia Karolina überlebte ihren Ehemann um 30 Jahre. Sie lebte zunächst auf Schloss Berum, zog dann aber zu ihrer Schwester Sophia Magdalena, der dänischen Königin, und ist im Dom zu Roskilde bestattet. In Ostfriesland ist die Erinnerung an sie noch lebendig. 1729/30 hatte der Fürst den Sielhafen Carolinensiel, heute ein Stadtteil von Wittmund, gegründet. Seine Frau war die Namensgeberin.

Auch das Wilhelminenholz bei Aurich hat seinen Namen von einer in Weferlingen geborenen preußischen Prinzessin. Sophia Karolina hatte nämlich die Hochzeit ihres Stiefsohnes Karl Edzard mit ihrer Nichte Sophia Wilhelmina (1714 – 1749) vermittelt. Sophia Wilhelmina war die älteste Tochter von Georg Friedrich Karl, dem Regenten in Kulmbach-Bayreuth. Ihr Mann starb an ihrem zehnten Hochzeitstag, sie fünf Jahre später. Sophia Wilhelmina hatte das Wilhelminenholz zu einem im Kern als Barockparterre angelegten Park umgestalten lassen. Das Leben beider Frauen gehört zur Aktion „Frauenleben in Ostfriesland“.

Unterhaltsam soll die geplante Theateraufführung nun im nächsten Jahr einen Einblick in das Leben vor 300 Jahren geben. Mittelpunkt wird das Geschehen in Weferlingen sein. Antje Almus-Walther ist dann mit ihren Kindern mitten drin. Für die Zwillinge Chris und Maja ist das nichts Neues. Sie sind auch seit Jahren bei der Markgrafenfamilie in historischen Kostümen mit dabei. Chris wird in einer kurzen Szene den Markgrafen als Kind spielen. 2008 hatte der große Bruder Erik diese Rolle übernommen. Familienvater Stephan Walther zieht übrigens die Kleidung des einfaches Volkes der fürstlichen Kleidung vor, ist aber dabei, wenn es darum geht, das geschichtliche Erbe zu pflegen.

In weiteren Folgen wird über die Markgrafenfamilie und ihre Geschichte, ihre Verbindung zu Weferlingen berichtet.

Quelle: Volksstimme HDL