Generationen feierten unter der „Lusebäuke“

Legendärer Baum an der Grenze Walbeck/Weferlingen schlug 1918 nicht mehr aus

Walbeck (mbu) Für viele Ältere in Walbeck, Weferlingen und Umgebung ist die Lusebäuke noch ein Begriff. Um den legendären Baum in unmittelbarer Nähe zur Gaststätte Barriere Rehm ranken sich viele Erinnerungen an große Feste. Einwohner aus verschiedenen Nachbarorten sind hierher gekommen, um gemeinsam zu feiern. Vereine haben diese Höhepunkte ausgerichtet. Kinder und Jugendliche haben sich hier ebenfalls getroffen zu Festen und sportlichen Wettkämpfen. Die Lusebäuke war auch ein häufig gewähltes Wanderziel. Viele Schulausflüge führten hierher. So wurde auch in Zeitungen öfter über Veranstaltungen berichtet.03_Lusebäuke

Die Postkarte mit der „Lusebuche (Kronenbuche)“ wurde 1914 vom Atelier Konrad Schulenburg in Weferlingen herausgegeben, natürlich mit dem Verweis auf die Gaststätte „Barriere Rehm“ der Familie Löde. Zehn Jahre vorher, nämlich im Juli 1904 hatte Gustav Löde die Bewirtschaftung der Schankwirtschaft Barriere Rehm, die zuvor Witwe Krüger gehörte, übernommen, so berichtete der Kreis-Anzeiger für die Kreise Gardelegen, Neuhaldensleben, Salzwedel und die Amtsbezirke Brome, Calvörde und Vorsfelde. Walbeck und Weferlingen gehörten bis Anfang der 1950er Jahre zum Kreis Gardelegen.

Die traditionsreiche Waldgaststätte an der Kreuzung der Straßen von Weferlingen nach Eschenrode und von Hödingen nach Walbeck gibt es immer noch. Hier stoßen die Gemarkungen Walbeck und Weferlingen zusammen. Die Gaststätte Villa Barriere Rehm gehört noch zu Walbeck.

Vom Ende der historischen Lusebäuke scheint der Weferlinger Anzeiger am 4. Mai 1918 zu berichten: „Die Lusebäuke, wie sie allgemein im Volksmunde heißt, oder die Luisen- oder Kronenbuche, wie die Feinen sagen, sollte den Frieden auch nicht mehr erleben. Sie hat in diesem Frühling nicht mehr ausgeschlagen, sie ist gänzlich abgestorben. Da Buchen 300 Jahre alt werden können (Fichten 1200,  Linden 1200, Föhren 600), so ist anzunehmen, dass unsere Lusebäuke, die unter ihren Zweigen so manche Geschlechter Feste feiern sah, wohl ein Alter von etwa 300 Jahren erreicht hat. Besonders bekannt wurde die Lusebäuke dadurch, dass hier die ,Hödinger Schützenfeste‘ zu Pfingsten stattfanden (allerdings ohne Schützen und Scheibenstand, wenigstens in der letzten Zeit). Bei den alten Germanen gehörte die Buche zu den ,heiligen‘ Bäumen, eine gewisse Verehrung genoss auch unsere Lusebäuke ob ihres hohen Alters.“

Ein paar Jahre nach dem Ersten Weltkrieg wird die Lusebäuke jedoch Pfingsten wieder zum Anziehungspunkt in der Region. „Seit 1914 fand zum  ersten Mal wieder das alte Volksfest an der ,Lusebäuke‘ statt“, schrieb der Weferlinger Anzeiger am 18. Mai 1921. „Die alte Buche (die feinen Leute sagen ,Kronenbuche‘) wurde bereits vor einigen Jahren als tot erklärt; sie zeigt aber wieder mehrere grüne Zweige“, berichtete das Blatt. Zu lesen war von einem großen Andrang an diesem legendären Baum: „Auf dem Platze drängte sich eine dichte Menschenmenge. In den Erfrischungszelten war schwer Platz zu finden. Auf dem wunderbar schwankenden Tanzboden führten die Paare im Schweiße ihres Angesichts allerlei Tänze mit fremd klingenden Namen vor. Auch Spielstände fehlten nicht. Wem es auf dem Platze nicht mehr gefiel, wanderte nach der nahen Barriere, wo die Durstigen dem Wirt ebenfalls das Leben sauer machten. Auch heute werden sich noch viele dort und bei der ,Lusebäuke‘ einfinden.“

Bildtexte: M. Bullmann

Lusebäuke: Die Postkarte von der „Lusebäuke“ wurde 1914 herausgegeben.

Barriere Rehm: Die Gaststätte Barriere Rehm existiert schon seit Jahrhunderten.