Lichtstadt Weferlingen lag im Dunkeln

„Lichtstadt könnte man Weferlingen nennen, weil hier der Sitz einer Überlandzentrale ist, an die nicht weniger als 260 Ortschaften angeschlossen sind“, schrieb der Weferlinger Anzeiger im Februar 1924. Die hier abends ankommenden Fremden würden aber nicht den Eindruck gewinnen, dass von hier aus so viel Licht verbreitet wird, mutmaßt das Blatt und schreibt: „Schon mancher von ihnen hat beim Durchschreiten unseres Ortes einen Zusammenstoß erlebt.“ Unlängst sei ein Reisender sogar in die Aller gelaufen. Aber auch den Hiesigen sei schon manches Unheil in der Finsternis der Straßen zugestoßen. Und die Zeitung schlussfolgert: „Dass die Diebe Freunde der Finsternis sind, ist ja bekannt. Auch bei den letzten Einbrüchen hatten sie sich eine rabenschwarze Nacht ausgesucht. Wir wissen, dass die Gemeinden alle am Mangel an Überfluss von Geld leiden, aber ein wenig Straßenbeleuchtung gehört nun einmal zu den Notwendigkeiten einer Gemeinde. Vielleicht kann das Überlandwerk seine Lichtstrom-Preise bald wieder dem Friedenssatz näher bringen, damit es der Gemeinde leichter wird, ihr Licht leuchten zu lassen.“

Drei Tage Gefängnis für zwei Taschentücher

Heute sind Papiertaschentücher überaus gebräuchlich. Welchen Wert Stofftaschentücher vor einem Jahrhundert hatten, macht eine Veröffentlichung aus einer öffentlichen Sitzung des Amtsgerichts Weferlingen im August 1924 deutlich. Berichtet wurde, dass das Dienstmädchen Anna M., inzwischen in Oebisfelde wohnhaft, angeklagt war, „Ende April 1924 in Weferlingen zwei weiße Taschentücher, der Margarete Kegeler gehörig, weggenommen zu haben, während sie dort in Diensten stand.“ Das Urteil lautete auf drei Tage Gefängnis neben den Kosten.

Schwein gestohlen im Seggerder Bruch

SEGGERDE. Ende Mai 1924 statteten Diebe der dem Herrn Landrat a. D. von Davier gehörenden Schweineherde im Seggerder Bruch einen Besuch ab, hieß es im Weferlinger Anzeiger. Gestohlen wurde damals ein zirka 80 Pfund schweres Tier. Von den Tätern fehlte zunächst jede Spur und das Blatt kommentierte: „Da die Schweine sämtlich gekennzeichnet sind, dürfte es den Dieben schwer fallen, ihre Beute zu verheimlichen.“

Erntewagen bei Graui vom Zug erfasst

HÖDINGEN/GRAUI. Zwischen Hödingen und Graui ereignete sich Anfang August 1924 am Überweg nach Siestedt ein Eisenbahnunglück, so war im Weferlinger Anzeiger zu lesen. Damals war die Bahnstrecke noch mehr befahren. Ein beladener Erntewagen wurde von der Lokomotive des Nachmittagszuges  der Kleinbahn erfasst, schrieb die Zeitung. Trotz des Läutesignals des Zuges wollte der Führer eines Erntewagens  mit Anhänger beim Überweg über die Gleise fahren. Als das Zugpersonal dies sah, gab es Notsignale und suchte den Zug mit allen Mitteln zu bremsen. Der Wagenführer aber ließ nicht von seinem  Vorhaben ab, mit dem ersten Wagen kam er noch über die Gleise, der zweite  wurde aber von der Lokomotive erfasst und vollständig zertrümmert, berichtete das Blatt. Die in der Schoßkelle dieses Wagens sitzende Frau war mit ihrem kleinen Kind noch rechtzeitig abgesprungen. Sie soll nur Hautabschürfungen, das Kind dagegen nach Aussage des herbeigeeilten Arztes eine Gehirnerschütterung davongetragen haben. Das Gespann war aus Ribbensdorf. Der Sachschaden der Kleinbahn sei nicht bedeutend gewesen, hieß es.

Alteisen war bei Dieben sehr beliebt- 50 Goldmark Geldstrafe

WEFERLINGEN Metall war auch vor einem Jahrhundert bei Dieben schon sehr begehrt. Davon war damals mehrfach in der Zeitung zu lesen. So wurde im Mai 1924 von der öffentlichen Sitzung des Amtsgerichts Weferlingen berichtet. Die Arbeiter Friedrich W., zur Zeit in Haft, und Emil B. aus Weferlingen waren angeklagt, 1923 zu Walbeck gemeinschaftlich rund 130 Pfund Alteisen, der Eisengießerei Walbeck gehörig, weggenommen zu haben. Sie waren geständig und wurden – unter Auferlegung der Kosten des Verfahrens  – ein jeder zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Außerdem wurde der Arbeiter Wilhelm B. beschuldigt, im Dezember 1922 in Weferlingen Alteisen, der Zuckerfabrik und anderen Fabriken usw. gehörig, weggenommen zu haben. Er sei der Begünstigung schuldig, hieß es, er erhielt – unter Auferlegung der Kosten des Verfahrens – 50 Goldmark Geldstrafe, hilfsweise fünf Tage Gefängnis.

Wird Weferlingen eine Stadt?

WEFERLINGEN. „Weferlingen wird großstädtisch!“, so war es am 18. Oktober 1924 im Weferlinger Anzeiger zu lesen. Die Erklärung klang für damalige Verhältnisse wahrscheinlich sehr spektakulär:  „Frier, Besitzer des Hotels ,Kronprinz‘, bietet unserem Ort wieder etwas Neues durch Errichtung eines modern angelegten Etagen-Kaffees. Der ,Kronprinz‘ hat in den letzten fünf Jahren viele Neuerungen getroffen, deshalb ist wohl hier das Sprichwort angebracht: Sich regen bringt Segen.“

Schmerzhafter Start in die Ehe

OEBISFELDE. Keinen guten Start in die Ehe hatte ein junges Paar, das sich Anfang Februar 1924 auf dem Standesamt in Oebisfelde zusammen schreiben ließ, so schrieb damals der Weferlinger Anzeiger. „Als das Paar heimwärts fahren wollte, ging das Pferd durch, raste über den Schildplatz in die Altstadt hinein und fuhr gegen einen mit Steinen beladenen Wagen. Durch den heftigen Anprall wurden das Ehepaar sowie die Trauzeugen auf die Straße geschleudert und der Wagen zertrümmert. Die Insassen sind mit dem Schreck davon gekommen, außer schmutzigen Kleidern hat ihnen der Sturz nichts getan. Hoffentlich bedeutet der Unfall (aus dem siebten Himmel) kein böses Omen für die junge Ehe.“

Straße von Everingen nach Rätzlingen

EVERINGEN. Über Straßenbauarbeiten in der Region hatte der Weferlinger Anzeiger vor 100 Jahren berichtet. „Vom 6. September ab werden auf der Kreisstraße zwischen Everingen und Rätzlingen Neuschüttungsarbeiten und Walzarbeiten vorgenommen werden“, kündigte das Blatt Anfang September 1924 an. Weiter hieß es, dass die Arbeiten voraussichtlich zwei Wochen dauern werden, in der Zeit sei die Straßenstrecke nur für leichtes Fuhrwerk passierbar. Für schweres Fuhrwerk wurde auf die Strecke über die Orte Kathendorf und Eickendorf verwiesen.

Schokolade, Kakao und Bonbons gestohlen

WEFERLINGEN. Einen Schaufenster-Einbruch beim Bäckermeister Scharenberg auf der Bäckerstraße meldete der Weferlinger Anzeiger im Mai 1924. Die Scheibe wurde angebohrt und sämtliche leicht erreichbare Waren herausgenommen, hieß es. Mitgenommen haben die Diebe Schokolade, Kakao, Bonbons und Gebackenes, diese Waren hatten einen Wert von 30 Mark. Ebenfalls hätten Diebe versucht, in das erst vor kurzer Zeit eröffnete Schuhhaus Drenske einzudringen, schrieb das Blatt weiter. Die an zwei Stellen angebohrte Scheibe zeugte von dem Vorhaben der Diebe.